Das Empire – die Jagd nach Öl

Öl-Gesellschaft

Wir sind abhängig vom Öl wie ein Junkie vom Tropf. Unsere moderne Gesellschaft ist ohne Erdöl nicht vorstellbar, allerdings ist dieser Rohstoff monopolisiert worden, liegt in fernen Ländern oder tief unten auf dem Meeresboden. Hin und wieder werden die Meere verseucht und überdies sind die Quellen nicht unerschöpflich, das Verbrennungsprinzip immer noch nicht „sauber“ und Motoren in der Regel nicht sonderlich energieeffizient. Umso dringender ist die Erforschung alternativer Energien.

Dieser Artikel entstand als Teil einer geplanten Reihe über freie Energie, wobei mich unter anderem die Frage umtreibt, was Energie überhaupt ist und welche Bedeutung sie in unserer Gesellschaft einnimmt, und natürlich ob es so etwas wie freie Energie, ein Perpetuum Mobile oder ein Overunity-Gerät vielleicht doch geben kann. Ein Aspekt der Geschichte, der in diesem Artikel hervorgehoben wird, ist die große Bedeutung von Erdöl für Staaten und Imperien vor und nach den Weltkriegen.

Das große Spiel

Die Versorgung mit den Raffinerieprodukten des „Schwarzen Goldes“ war in mehr als einem Krieg entscheidend. Um in zukünftigen Kriegen nicht ins Hintertreffen zu geraten, mussten ölreiche Regionen und die Transportwege ‚gesichert‘ werden. So entstand das große ‚Spiel‘, das sich fortan auch auf andere Bereiche auszudehnen begann und Konsequenzen für alle Gesellschaften hatte.

Die westliche Geo-Politik im 21. Jahrhundert folgt letztendlich immer noch dem Bestreben, den in der Kolonialzeit geraubten Status Quo aufrechtzuerhalten. Die ‚Sicherung‘ der Welterdölreserven ist mehr denn je ein Thema, auch wenn dies in den Nachrichten nie gesagt wird. Und diese Aufrechterhaltung des Status Quo geht auch zu Lasten von Gesellschaft und Staat. Energierevolutionen, die vielleicht schon längst stattgefunden hätten, wenn in vielversprechende Erfinder und Denker investiert worden wäre, fallen erst mal aus.

Der Preis für den Sieger? Die Kontrolle über die Welt.

Die Leidtragenden waren und sind nach Beendigung des 2. Weltkrieges offenkundig die industriell weniger entwickelten und weniger ‚mächtigen‘ Länder der dritten Welt. Noch immer profitiert der Westen vom eingespielten Ausbeutungsschema, spirituell gesehen ist das Problem aber auch für die profitierenden Gesellschaften eine Katastrophe. Also für uns.

Das Empire?

Daniele Ganser pflegt in seinen Vorträgen darauf hinzuweisen, dass die Leute es zwar normal finden, wenn man über das britische Empire oder das Römische Reich spricht, dass der Begriff Imperium in Verbindung mit den USA jedoch verpönt ist. Zukünftige Historiker werden über diesen Vergleich jedoch kaum erstaunt sein. Sie werden sagen: Das US-amerikanische Empire stützte seine Macht auf 4 Säulen.

1. Überragende militärische Macht

2. Kontrolle des Finanzsystems

3. Kontrolle der Energieressourcen

4. Kontrolle der Medien.

Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Zeit des Überganges, als das alte britische Empire mit dem neuen verschmolz, und eine Art Fusion stattfand. Das neue Empire erbte den Fluch des Schwarzen Goldes.

Ein neues Zeitalter beginnt

Wir beginnen die Geschichte in einer Zeit, etwa zwischen 1850 und 1880, in der Elektrizität, Gas- und Petroleumnutzung hinsichtlich ihrer Bedeutung vergleichbar waren. Die Technik, daraus Wärme, Licht und Antriebsenergie zu gewinnen, steckte noch in den Kinderschuhen und niemand konnte auch nur ahnen, welche Bedeutung sie einmal haben würden. Die Geschichte (in einem anderen Teil) zeigt, dass nicht viel gefehlt hätte und das 1850 einsetzende Petroleumzeitalter hätte mangels Nachfrage das 20. Jahrhundert wohl in weitaus geringerem Maß geprägt. Sie zeigt auch, dass militärische und strategische Überlegung die Entwicklung zugunsten des Verbrennungsmotors auf Erdölbasis vorantrieben, welche durch massive wirtschaftliche Interessen zusätzlich befeuert wurde, womit wir beim Thema dieses Artikels sind.

Aus Platzgründen kann hier nur ein grobes Bild der ‚Großwetterlage‘ gezeichnet werden. Wer sich für Details interessiert – es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Literatur, die sich kritisch mit der Kolonialpolitik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts befasst, auf die im Text und in den Quellen verwiesen wird.

1890 – Strategische Überlegungen

Die Entwicklung unserer Gesellschaft im 20. Jahrhundert ist untrennbar verknüpft mit dem „Petroleumzeitalter“, welches wieder untrennbar verknüpft ist mit dem Enstehen und Gedeihen des  Militärisch-Industriellen Komplexes, welcher, über die Massenmedien, gesellschaftliche Ziele zu dominieren und zu kontrollieren begann, womit die Politik vom Geschäft und letztendlich von Einzelinteressen gelenkt wurde  – nicht etwa vom Volk.

Neben der Kontrolle der Seewege für den eigenen Handel mit den Kolonien, war ein weiteres wichtiges Ziel der britischen Geopolitik im 19. Jahrhundert die Sicherung der Goldlagerstätten in Südafrika, was sich in den Burenkriegen (1. Burenkrieg 1899-1902) niederschlug. Die Sicherung der großen Goldvorkommen war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Dominierung der Finanzmärkte durch England.

Eine Gruppe einflussreicher Personen um Lord Alfred Milner übte um diese Zeit großen Einfluss auf die britische Regierung aus. Auch ein Lord Rothschild als Mitglied der mächtigsten Bankierfamilie, welche die Welt bis dahin gesehen hatte, verkehrte in der illustren Runde. Caroll Quigley, angesehender Historiker, der in 1960er Jahren Zugang zu den Archiven des CFR erhielt, schreibt in ‘Das Anglo-Amerikanische Establishment’:

Dieser Einfluss wurde nicht durch die direkte Einwirkung auf die öffentliche Meinung ausgeübt, da die Milner-Gruppe nie die Absicht hatte, Ereignisse durch irgendwelche Instrumente der Massenpropaganda zu beeinflussen, sondern eher hoffte, die Meinungen der kleinen Gruppe “wichtiger Leute” zu bearbeiten, die ihrerseits immer weitere Personenkreise beeinflussen konnten. [Quigley, S. 142]

CFR und Co – hinter den Kulissen

Das war die Theorie hinter The Round Table und dem Royal Institute of International Affairs (RIIA), aus dem letztendlich der heute immer noch einflussreiche Council on Foreign Relations (CFR) entstand, welcher seit seiner Gründung 1921 in beinahe jeder amerikanischen Regierung vertreten ist und dort enormen Einfluss ausübt, aber heutzutage auch Ableger in jedem anderen NATO-Land und in weiteren Ländern hat, sowie Vertreter in den Medien und in Konzernen.

Als geistiger Vater dieser Art von politischer Beratungsinstitute wird Cecil Rhodes (1853-1902) genannt, welcher durch Diamantenhandel zu einem Vermögen gelangt war. Rhodes hatte eine Vision, die sich leider nie durchsetzen konnte. Er wollte eine Eisenbahnlinie von Kairo nach Kapstadt bauen, politische Wirren in Ägypten, die schließlich zur Annektion des Landes führten, und fehlende Investoren verhinderten dies.

Eine solche, von Großbritannien kontrollierte Bahnstrecke hätte den Einfluss des Empires mit einem Schlag gewaltig vergrößert. Die Berlin-Bagdad Bahn, ein Megaprojekt des deutschen Reiches, hätte vergleichbare Folgen für Deutschland gehabt.

Nordafrika im Visier der Großmächte

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, als das Automobil noch nicht erfunden war, Elektrizität zwar auf dem Vormarsch war (die nun auch z.B. durch Gramme Eletrogeneratoren mittels Handkurbeln erzeugt werden konnte), aber noch nicht etabliert, reifte in der noch führenden Weltmacht, England, die Einsicht, dass Öl in zukünftigen Auseinandersetzungen kriegsentscheidend sein würde- nicht etwa, weil der Dieselmotor schon erfunden worden war (und somit auch kein Dieselgenerator), sondern um den Rohstoff Öl in Form von Kerosin anstatt der Kohle als Brennmaterial für die Befeuerung der Kessel zu verwenden.

Spätestens seit Napoleons Ägyptenfeldzug (1798-1801)  versuchten die Großmächte England und Frankreich in Nordafrika Fuß zu fassen, wo sie sich unter verschiedenen Vorwänden und an verschiedenen Orten bekriegten. Sogar die US-amerikanische Republik mischte sich in die Barbareskenkriege ein.

Piraten waren die ersten Terroristen

Von der Ächtung der Piraterie auf dem Wiener Kongress 1815 waren auch die nordafrikanischen Regentschaften betroffen, die nunmehr als Piratennester denunziert wurden. Eine interessante Parallele tut sich hier auf zu der heute gebräuchlichen Methode der Denunzierung von Staaten als Terroristenstaaten. Damals wurde auch das Argument vorgeschoben, man wolle gegen den Sklavenhandel vorgehen, wobei in England selbst zu diesem Thema noch keineswegs allgemeiner Konsens herrschte.

Die folgende Theorie ist ein wenig wackelig, aber man könnte die Anstrengungen, die Großbritannien als eine der ersten Nationen unternahm, um den Sklavenhandel zu unterbinden, zynisch auch als Versuch werten, die US-amerikanische, vom Sklavenhandel profitierende Wirtschaft zu stören und so die abtrünnige Kolonie in die Knie zu zwingen. Gleichzeitig schuf man einen Vorwand, um in Nordafrika zugunsten des eigenen „Freihandels“ zu intervenieren.

England hat freie Hand

Das Osmanische Reich wurde von russischen Zaren 1852 als „der kranke Mann am Bosporus“ bezeichnet. Die Amerikaner wählten 1860 erstmals einen Vertreter der republikanischen Partei zum Präsidenten, den sagenhaften Abraham Lincoln, und waren bald darauf mit einem Bürgerkrieg beschäftigt, der unter anderem über der Sklavenfrage entbrannte. In Deutschland wurde Bismarck 1862 zum Ministerpräsidenten ernannt, in Frankreich regierte Napoleon III. Auch diese beiden europäischen Konkurrenten Englands verstrickten sich 1870/71 in einen Krieg und waren beschäftigt. Während dessen nahm trotz allem der Petroleum-Boom seinen Lauf, was die britische Regierung ab dem letzten Drittel des Jahrhunderts dazu bewegen würde, ölreiche Staaten des Mittleren Ostens unter Kontrolle zu bringen, bzw. zu verhindern, dass Konkurrenten wie Deutschland oder Frankreich Zugang zum persischen Golf erhielten.

Zeitgleich wurde China 1860 im zweiten Opiumkrieg zur Öffnung seiner Märkte für die westlichen Interessen gezwungen.

Ägypten und der Kanal

Napoleons Ägyptenfeldzug 1798-1801 endete in einem Fiasko, doch waren fortan europäische Militärberater im Land und übten ihren Einfluss aus. Es folgte ein kurzer Aufstieg Ägyptens zur Großmacht in Nordafrika, der aber durch die vereinten Anstrengungen der Großmächte, einschließlich Russland, wieder beendet wurde und Ägypten weiter unter Kontrolle der Europäer brachte.

1859-1863 wurde der Suez-Kanal durch die  Compagnie Universelle Du Canal Maritime de Suez erbaut, damals noch unter osmanischer Herrschaft, wobei Sklaven zum Einsatz kamen, die unter härtesten Bedingungen arbeiten mussten.

Die Vereinbarung zwischen der französischen  Gesellschaft und dem ägyptischen Khadifen Said sahen vor, dass die Gesellschaft den Kanal zwar baute, der Khadif aber für 20.000 unbezahlte Arbeiter zu sorgen hatte. Die Sklaven wurden nicht bezahlt, laut Vertrag musste der Khadif die Arbeiter aber auch noch mit Nahrung und Wasser versorgen. Dies geschah nur unzureichend und tausende Sklaven starben im Verlauf des Baus der 193 km langen Strecke. Der Vertrag sollte über 99 Jahre laufen, satte 85% der Einnahmen gingen an die Gesellschaft und die Aktieninhaber. Der Nachfolger Saids wollte neu verhandeln, mit dem Erfolg, dass neue Geldsummen für Entschädigungen anfielen und Ägypten weiter ausgeblutet wurde.

Die Kontrolle des Suez-Kanals durch Frankreich konnte jedoch nicht im Sinne des britischen Empires sein, das seine Vormachtstellung zur See und seine Kolonien an allen Ecken und Enden bedroht sah und eine listige Diplomatie entwickelte, wo es nicht mit Kanonenbooten auftrumpfen konnte. Letztendlich wurde Ägypten vollkommen über den Tisch gezogen und war 1875 bankrott, weshalb es auch noch seine Anteile am Kanal veräußern musste. England schlug zu und erwarb 44% am Kanal.

Der weitsichtige Lord Fisher

Bereits 1882 setzte sich Admiral Lord Fisher, damals noch Captain, in einer öffentlichen Rede dafür ein, die Kriegsflotte Großbritanniens, der es seine Vormachtstellung im 19. Jahrhundert verdankte, von der umständlichen Befeuerung mit Kohle auf den neuen Brennstoff Öl umzustellen. Er versprach sich von dieser Maßnahme einen großen strategischen Vorteil. Im selben Jahr besetzte Großbritannien Ägypten. Der Grund: Ägyptische Nationalisten probten einen kleinen Aufstand, was England als trefflichen Vorwand interpretierte, den Sues-Kanal zu ‘schützen’. Schutz klingt natürlich gleich viel besser als Annektion oder gar Okkupation.

Fisher konnte noch nicht an den Dieselmotor gedacht haben, denn der war noch nicht erfunden worden, sondern er wollte einfach die Befeuerung der Kessel von Kohle auf Öl umstellen, da man ein kohlebefeuertes Schiff schon von weitem sehen konnte, ein ölbefeuertes Schiff aber nicht. Darüber hinaus ließ sich ein Schlachtschiff wesentlich schneller mit Öl auftanken als mit dem entsprechenden Vorrat an Kohle beladen.

Fisher sollte recht behalten und mit der Erfindung des Dieselmotors 1893 ergaben sich weitere Vorteile. Im zwanzigsten Jahrhundert entschied der Nachschub an Erdöl, bzw. Benzin über Sieg und Niederlage in beiden großen Kriegen. Der Kampf um die Erdölvorräte der Erde war eröffnet.

Von Berlin nach Bagdad

1888 begann Deutschland mit der Planung und mit Verhandlungen zum Bau der sogenannten Bagdadbahn. Die Strecke von Berlin nach Bagdad war ein Lieblingsprojekt des damaligen deutschen Kaisers, der begeisterter Archäologe war. Nicht ausgeschlossen ist, dass neben wirtschaftlichen Aspekten und Erdöl auch koloniale Ambitionen eine Rolle spielten, und strategische Überlegungen hinsichtlich einer vorteilhaften Stellung gegenüber Englands Kolonien in Indien und Afghanistan.

Dem Bau der Bahn gingen diplomatische Verhandlungen voraus, welche immer wieder von England behindert wurden, denn neben dem Aufbau der deutschen Flotte war dies die zweitgrößte Gefahr für das Englische Imperium. R.G.D. Laffan, der damals als britischer Militärberater in Serbien diente, warnte:

Die deutsche und türkische Armee könnte leicht auf Schußweite an unsere Interessen in Ägypten herankommen. Vom Persischen Golf aus würde unser indisches Empire bedroht. Der Hafen von Alexandropoulos und die Kontrolle über die Dardanellen würde Deutschland im Mittelmeerraum bald eine enorme militärische Seemacht verleihen.“ [11]

Zunächst wurde der Bau der ersten Teilstrecke durch Anatolien in Angriff genommen, aber erst 1899 waren die Verträge für eine Verlängerung der Strecke von Konya nach Bagdad unterschriftsreif. Deutschland kaufte das Land für die Eisenbahnstrecke, erhielt aber dafür im Gegenzug die Rechte, über das Land 20 km links und rechts der Strecke zu verfügen. Eine der geplanten Teilabschnitte der vollständigen Bagdad Bahn führte durch Gebiete, in denen Ölvorkommen vermutet wurden. Diese Entwicklung muss in Großbritannien mit Argwohn betrachtet worden sein. Die Nachteile einer Seemacht sind offensichtlich, wenn es um die Kontrolle von Ländereien ging, die keinen direkten Zugang zum Meer haben.

Tatsache ist, dass Deutschland nie Profit aus den Investitionen in die Bagdad-Bahn ziehen konnte. Der Balkan war schon vor dem ersten Balkankrieg (1912-1913) ein ständiger Unruheherd, hinzu kamen der türkische Krieg, der bulgarische Krieg und spätestens mit dem Ausgang des 1. Weltkrieges waren alle Ambitionen Deutschlands begraben, England in Vorder- und Mittelasien als Wirtschafts- oder Militärmacht gleichrangig gegenüberzutreten. Denn dazu hätte es direkten Zugang zu den Ölquellen im Nahen Osten benötigt.

Auf der Jagd nach Öl

Auch die quasi Annektion Kuweits 1901 ist möglicherweise im Zusammenhang mit dem Pokerspiel um die Bagdad-Bahn zu verstehen. England entsandte Kriegsschiffe vor die Küste des noch zum Osmanischen Reich gehörenden Kuweit und nahm Kontakt mit einem gewissen Scheich Mubarak Al-Sabah auf, der seine Brüder ein paar Jahre zuvor meucheln ließ, um an den Thron zu gelangen; dessen Nachkommen sollen bis zum heutigen Tag ihr Unwesen in der kuweitischen Regierung treiben.

Aufgrund von Geschenken gnädig gestimmt, ließ sich der Scheich 1907 überreden, ein bestimmtes Gebiet mit Zugang zum Meer für alle Zeiten an die königliche Regierung in England zu übertragen. 1913 bestätigte der durch Handsalben, reichliche Mengen an Gold und Gewehren für seine Krieger bearbeitete Scheich den Briten in einem Brief, dass der Scheich in seinem Land nur an jene Gruppen oder Personen Ölförderkonzessionen vergeben würde, welche von der britischen Regierung ermächtigt, ernannt und empfohlen worden waren.

Spätestens Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erkannte die britische Regierung endgültig die strategische Bedeutung des neuen Brenn – und Treibstoffs für die Flotte, das Öl, und beförderte Fisher 1904 zum Admiral. Das Problem war nur, dass England ebenso wie Deutschland, aber im Gegensatz zu Amerika, Russland oder Mexiko keine eigenen Ölvorkommen besaß. Da stellte sich für das noch existierende Imperium der Briten die Frage, wie der strategisch wichtige Rohstoff „gesichert“ werden konnte. Und vielleicht erhielt das Empire ja Rat von Rothschild, den der französische Zweig der Rothschilds waren über Rockefeller in dessen US-amerikanisches Kartell involviert. Als es um die Umstellung der Befeuerung der britischen Flotte ging, da war Lord Nathaniel Mayer Rothschild ein großer Befürworter einer neuen, stärkeren Flotte, die mit Öl befeuert wurde. Natty war ein guter Freund von Lord Randolph Churchill, Vater des späteren Premierministers Winston. 1911, nach einer künstlich aufgebauschten Aufregung um ein deutsches Schiff vor Agadir, wurde Winston zum First Lord of Admirality ernannt und machte sich mit Feuereifer daran, die Flotte zu modernisieren und alte Schiffe zu verschrotten.

British emPire (BP)

1909 gelang Großbritannien mit der Anglo-Persian Oil Company der große Wurf, es sicherte sich Ölförderrechte in Persien für die nächsten 60 Jahre. 1913, ein Jahr vor Beginn des 1. Weltkrieges, kaufte sich das englische Königshaus unter größter Geheimhaltung die Mehrheit über die Anglo-Persian Oil Company (später wurde BP daraus), und die Massenproduktion persischer Erdölprodukte begann. Am 7. Juni 1914 stellte Churchill einen Entwurf vor, der vorschlug, dass die britische Regierung sich mit 51 Prozent in das Standard Oil Tochterunternehmen Anglo-Persian einkaufen sollte. Aus dem Unternehmen wurde zunächst zur Anglo-Iranian und schließlich zu British Petroleum (BP).

Auch die Deutschen hatten mit der Erkundung persischer Erdöllagerstätten begonnen, wozu 1904, im selben Jahr als der voraussichtige Fisher zum Admiral befördert wurde, die Deutsche Petroleum-Aktiengesellschaft (DPAG) gegründet wurde, die 1906 in die Europäische Petroleum-Union überging. Diese gründete 1906 in Großbritannien eine Tochtergesellschaft namens British Petroleum Company für den Vertrieb ihrer Produkte. Nach der Beschlagnahmung durch die britische Regierung bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde diese Firma 1917 der Anglo-Persian Oil Company übereignet. [6] Eine weitere deutsche Firma erwarb in der Türkei Konzessionen, welche ebenfalls im Krieg annektiert wurde.

Ein Hauptkriegsziel der Briten im 1. Weltkrieg war die Sicherung des Seeweges nach Indien, ein zweites die Sicherung der Erdölfelder des Nahen und Mittleren Ostens, weswegen das mächtige osmanische Reich so aufgeteilt wurde, dass den Briten der Löwenanteil zufiel, während den Franzosen nur einige Brosamen in Nordafrika und im Irak zugestanden wurden. Mit den Amerikanern kam es während einiger Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges zu gewissen Spannungen, bis schließlich eine „Einigung“ gefunden wurde. Dass Deutschland in seine Schranken verwiesen werden sollte mit dem Kriegszug, ist kein Geheimnis.

Kriegsprofite

Wie wichtig den Engländern im 1. Weltkrieg der Nahe und Mittlere Osten war, wo auf der arabischen Halbinsel noch unerschlossene Erdölvorkommen lagerten, wird deutlich, wenn man bedenkt dass England während des Krieges 1,4 Millionen Soldaten auf den Kriegsschauplätzen des Nahen Ostens einsetzte, während die Franzosen mit Hilfstruppen aus den Kolonien abgespeist wurden, und dass auch noch nach dem Kriegsende gut 1 Millionen Soldaten im Nahen Osten stationiert waren.

1927 kontrollierten die Briten rund 85% der Erdölprofite Persiens, die sie sich angeblich zu 50% mit dem damaligen Schah teilten. Und so war nicht nur der militärische Einflussbereich der Briten durch die Regelungen nach dem 1. Weltkrieg massiv vergrößert worden, sondern dank der Requirierung der deutschen Firmen und Anteile wundersamerweise auch der Geldbeutel ihrer Majestät und der Investoren gut gefüllt worden. Die Weitsicht Ihrer Majestät, welche sich ja, wie oben berichtet, ein Jahr vor dem Krieg die Mehrheit an der Anglo-Persian Oil Company gesichert hatte, ist bemerkenswert.

Doch verlor Großbritannien als Militärmacht nach dem ersten Weltkrieg stetig an Bedeutung und wurde darin von den USA abgelöst, welche in Punkto Erdölsicherung, wo möglich, den selben Kurs zur Sicherung ihrer strategischen Interessen einschlugen wie zuvor die Briten.

Die Aufteilung des Nahen Ostens und Israel

Schon im Februar 1916 war im Sykes-Picot-Abkommen ein Plan zwischen England und Frankreich ausgeheckt worden, in dem beschrieben wurde, wie die Großmächte das Osmanische Reich für eine Zeit nach dem Krieg unter sich aufteilen wollten. Damals wurden die schnurgeraden Grenzen des Mittleren Ostens gezogen, die noch heute zum Teil bestehen, und zu Problemen führten, wie sie auch heute noch das Weltgeschehen bestimmen. Nach dem Krieg, versprach Großbritannien in Person von Lord Balfour den Zionisten, genauer gesagt einem Lord Rothschild, das Land, das später einmal zu Israel werden sollte.

Neben den Automobilen wurde für die Kriegsführung weiteres rollendes und schießendes Gerät auf Basis des Benzin-, bzw. Dieselmotors erfunden. Ohne Benzin wäre die Kriegsführung mit Panzern, Flugzeugen und dieselbetriebenen Kriegsschiffen der beiden Weltkriege nicht möglich gewesen, die Auseinandersetzungen hätten einen völlig anderen Verlauf genommen, wären die Parteien auf Elektro-Batterien und Muskelkraft angewiesen gewesen.

Ganz besonders deutlich wurden die Konsequenzen des Erdölalters im zweiten Weltkrieg. Gewaltige Panzerarmeen und riesige Flugzeuggeschwader wurden mit immer leistungsfähigeren und größeren Verbrennungsmotoren angetrieben. Ohne Sprit fuhr und flog aber nichts, das komplizierter als ein Fahrrad oder Segelflugzeug war, und das ist auch heute im Großen und Ganzen nicht anders, nur dass wir heute zusätzlich von den Energieversorgern abhängig sind.

Vorausschauenden Strategen dürfte spätestens nach dem Ende des ersten Krieges klar geworden sein, dass der Kampf um die Vorherrschaft bei der allgemeinen Ausbeutung zukünftig auch ein Kampf um die Erdölreserven werden würde.

Das Bankhaus J.P. Morgan

Obwohl England scheinbar unangefochten als Sieger aus dem 1. Weltkrieg hervorging, trog der Schein. Denn es war schon bei Kriegsbeginn so gut wie pleite. Bereits im Januar 1915, nur wenige Monate nach Kriegsbeginn, ernannte die britische Regierung ein privates Bankhaus in New York, das Bankhaus J.P. Morgan, zum alleinigen Finanzagenten für alle seine kriegswichtigen Einkäufe in den USA, die dort angeblich noch „neutral“ waren. Witzigerweise stellte sich nach Morgans Tod, 1913, heraus, dass er keineswegs so “stinkreich” war, wie alle annahmen.

Der allergrößte Anteil von Morgans Bankenimperium gehörte anscheinend über Strohmänner den englischen Rothschilds, weswegen es im Nachhinein so erscheinen mag, als hätte die englische Regierung durch den exklusiven Kontrakt mit Morgan, im vermeintlich oder angeblich neutralen Amerika, freundlicherweise dem britischen Lord Rothschild den größten Deal in der bisherigen Geschichte des Finanzwesens verschafft, während die Öffentlichkeit wieder mal ahnungslos vor sich hinschlummerte.

Dass das Bankhaus Morgan zum exklusiven Verkäufer britischer Kriegsanleihen wurde und keine andere Bank ist somit kein Geheimnis mehr. Es wird dies wohl dem unsichtbaren Einfluss der unsichtbaren Hand hinter dem Empire zu verdanken sein. Bald danach musste Großbritannien auch noch als Garant für die Anleihen seiner Kriegsverbündeten bürgen und beim Bankhaus Morgan sammelten sich Schulden an, wie sie noch nie in der Geschichte von einer einzelnen Bank gestemmt worden waren.

Die Finanzierung durch Morgan und seine europäischen Niederlassungen, wie z.B. Morgan Grenfell & Co, dessen Direktor auch praktischerweise zugleich Direktor der Bank von England war, wurde für die Entente kriegsentscheidend.

Das Exklusivabkommen sorgte dafür, dass Morgan in die Rolle eines Generalunternehmers geriet, der über Bestand oder Niedergang amerikanischer Firmen entscheiden konnte. Morgan organisierte alle Einkäufe von Waffen, Munition und die Versorgung mit wichtigen Lebensmitteln. Besonders bevorzugt wegen ihrer engen Bindung an das Bankhaus Morgan wurden Firmen wie DuPont Chemicals, Remington oder Winchester; im Westen bildeten sich unter Morgans Regie Getreidekartelle, welche an die europäischen Partner liefern durften.

Alleine das britische Kriegsministerium tätigte im Verlauf des Krieges Einkäufe über 20 Milliarden Dollar, an Morgan bzw. Rothschild gingen dabei 2 Prozent des Nettopreises der Waren, was für sich alleine genommen schon eine unglaubliche Summe für die damalige Zeit war. Doch die gewaltige Aufgabe brachte das Bankhaus mehrmals an den Rand des Bankrottes. Das Unternehmen der Kriegsfinanzierung, für Morgan höchst riskant, war nur möglich, weil das Bankhaus Morgan bzw. Rothschild, äußerst gute Beziehungen zu der gerade gegründeten Federal Reserve Bank hatte, einem Konsortium privater Banken.

Propaganda

Als sich im Januar 1917 die russische Front aufzulösen begann, schien die Niederlage Großbritanniens zum Greifen nahe zu sein. Alle Alarmglocken läuteten bei den Bankhäusern, während Rothschild und Morgan gemeinsam an allen Stricken zogen, um ihre Investitionen zu retten..

Es war Zeit, die Propagandamaschine anzuwerfen. Unterstützt vom Wellington House, einem Ableger des englischen Kriegsministeriums, das schon dafür gesorgt hatte, dass die Engländer nicht kriegsmüde wurden, z.B. mit der Propaganda, dass die Deutschen ihre Toten zu Seife verarbeiteten, begann Walter Lippmann im Umfeld des Präsidenten Woodrow Wilson, der noch kurz zuvor bei seiner Wiederwahl getönt hatte, er würde Amerika nicht in einen Krieg hineinziehen, damit, die öffentliche Wahrnehmung zu manipulieren.

Zusammen mit Edward Bernays, dem Vater der Propaganda, erfand Lippmann die Technik, die später als Informations – oder Wahrnehmungsmanagement firmierte. Morgan selbst gab 1917 eine Studie in Auftrag, welche die Frage behandelte, wie die öffentliche Meinung am besten gesteuert werden könnte. Die Antwort war: Man müsse nur die Kontrolle über die zwanzig oder 25 größten Zeitungsverlage übernehmen,  dort linientreue Chefredakteure einsetzen (nach Lippmann wurden diese Leute nun „Gatekeeper“ genannt), und automatisch würden die kleineren Blätter im Land einer vorgegebenen Linie folgen. Ein Schelm ist, wer da fragt, was für Konsequenzen bei Morgan aus dieser Erkenntnis gezogen wurden. Man sagt, dass der ursprüngliche Zweck des CFR darin bestand, genau diese Funktion zu erfüllen und die Medien zu infiltrieren. Diese Technik funktioniert nun schon seit 100 Jahren!

Der erstaunliche Effekt war nun, dass die amerikanischen Zeitungen, die schon aufgrund der vielen deutschen Einwanderer bislang eher deutschfreundlich berichteten, mit einem Mal genau gegensätzlich kommentierten. Schon im April 1917 rang sich der US-Kongress dazu durch, Deutschland den Krieg zu erklären, nach dem Motto: Amerika dürfte keinen Isolationismus betreiben, sondern es gälte die Demokratie zu verteidigen! In diesen Slogans sehen wir die Arbeit von Lippmann und Bernays im Sinne des „Informationsmanagements“. Auch heute noch, genau 100 Jahre später verteidigen wir ganz im Sinne der Gatekeeper die amerikanisch-britische Demokratie und Freiheit. Happy Birthday, Propaganda!

Zahltag

Als der Krieg vorbei war, saßen jedenfalls mit dabei hinter den – für die Deutschen – verschlossenen Türen jede Menge Vertreter von Morgan, und die dachten nicht daran, den Bündnispartnern etwa Schulden zu erlassen. Da aber England, Frankreich, Italien und Russland pleite waren, und Morgan trotz Sieg somit auf insgesamt 33 Milliarden Dollar sitzen zu bleiben drohte, wurde die Bankensache zur Chefsache. Nach allgemeinen Dafürhalten schien es die beste Lösung zu sein, wenn Deutschland die Alleinschuld für den Krieg übernahm.

Im Mai 1921 wurde die Gesamtsumme der Reparationsforderungen endgültig auf 132 Milliarden Goldmark festgelegt, eine irrwitzige Summe, welche kein einziges Land hätte tragen können, auch nicht die USA, die nach dem Krieg erstmals in ihrer Geschichte schuldenfrei waren.

1936 leitete Senator Gerald Nye eine Munitionsuntersuchung. Dabei kam er zu einem Schluss, den ich selbst so nicht besser hätte formulieren können. Er sagte, dass das House of Morgan die USA in den Ersten Weltkrieg stürzte, um Kredite zu schützen und einen Rüstungsboom zu erzeugen.

Große Ölgesellschaften und staatliches Backup

Was dann kam, sollte in groben Zügen allgemein bekannt sein. Weniger bekannt ist das Tauziehen, das zwischen Großbritannien und den USA im Anschluss an das Kriegsende (V 1.0) stattfand. Vorwiegend britische (Privat-)Investoren hatten sich zwar einen großen Teil der arabischen Erdölförderung unter den Nagel gerissen, dennoch stand England (im Sinne von British Empire) in der Kriegsschuld Amerikas, welches dem einstigen Mutterland nun den Platz 1 in der Weltrangliste der Platzhirsche abtrotzen wollte, was zu einigem Gezerre hinter den Kulissen führte. Noch war England nicht bereit vom Thron zu steigen.

Im März 1921 berief Winston Churchhill als Staatsminister für Kolonialfragen rund 40 Nahostexperten nach Kairo. Dort sollte die Aufteilung der neuerworbenen Gebiete besiegelt werden, schreibt F. William Engdahl in „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“ [Kopp-Verlag, 2014, S. 95]. Mesopotamien wurde in Irak umbenannt und formell Ibn Ali von Mekka und Medina, Feisal Ibn Hussain, übergeben. Die Verwaltung des Landes wurde dem jungen Scheich durch die Anglo-Persische Ölgesellschaft abgenommen. Das war also die Blaupause für spätere Irak- und Ölkriege.

Stellvertretend für Rockefellers Standard Oil Company forderte das amerikanische Außenministerium eine Beteiligung an den Konzessionen im Nahen Osten. Die Forderung wurde vom britischen Außenminister mit der lapidaren Aussage abgelehnt, dass amerikanischen Gesellschaften keine Konzessionen in der Nahost-Region überlassen würden.

Südamerika als Spielball der Interessen

Die Amerikaner gingen in Runde 1 des Ölkrieges erst mal leer aus, für sie blieb nur der Hinterhof, Südamerika, wo in den 1920er Jahren die Ölinteressen Großbritanniens und Amerikas aufeinanderprallten. Seit 1910 größere Ölvorkommen in Mexiko entdeckt worden waren, hatten die Engländer über die britische Firma Mexican Eagle Petroleum ihre Hand darauf. Als Präsident Wilson 1912 aufgrund eines an sich bedeutungslosen Vorfalls in Mexiko einmarschierte, hatten sich die Briten schon die Rechte über die Hälfte der mexikanischen Konzessionen gesichert. Immer wieder wurde das Land fortan durch den Kampf der Giganten um das heimische Öl destabilisiert und dieses Muster setzte sich in den folgenden Jahren in Lateinamerika fort.

Übrigens: Zählt man die von den USA und Großbritannien im Lauf der Geschichte überfallenen Länder zusammen, kommt man auf eine Liste von weit mehr als hundert Ländern, manche, wie der Irak, wurden natürlich mehrmals überfallen.

In Costa Rica fing das Gezerre zwischen den beiden Großmächten 1918 an, als die Regierung Tinoco von Großbritannien im Gegenzug für eine Ölkonzession als Land anerkannt wurde. Ein von der britischen Regierung kontrolliertes Unternehmen mit dem bezeichnenden Namen „British Controlled Oilfields“ (BCO) erhielt Rechte für ein Gebiet von 7 Millionen Hektar, in dem Öl vermutet wurde. Als es 1921 zu einem Grenzkonflikt zwischen Costa Rica und Panama kam, schalteten sich die USA ein. [Engdahl] Eine neue Regierung wurde eingesetzt und die bisher vergebenen Konzessionen für Null und Nichtig erklärt. 1922 fand man in Maracaibo, Venezuela, das Öl des Verderbens. BCO und einige weitere britische Firmen sicherten sich die Rechte. Auch für Venezuela bedeuteten die Funde eher Fluch als Segen.

Natürlich hatten die Briten zur Vervollkommnung ihres Portefeuille auch die Erdölvorkommen der Sowjetunion im Visier. Ein amerikanischer Konkurrent, diesmal nicht Rockefeller, wurde durch einen in der Presse breitgetretenen Skandal ausgebremst, in den auch Präsident Harding verwickelt wurde. Danach blieben Angebote für die russische Region Baku von dieser Seite her aus.

Rapallo 1922

Dann kam der Vetrag von Rapallo in Italien, 1922. Die junge, noch revolutionäre Sowjet-Union hatte die eigenen Kriegsschulden bei den Westmächten (Morgan) nie anerkannt und Deutschland auch noch die Kriegsschulden erlassen. Im Rapallo-Vertrag vereinbarten die beiden Staaten nun eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deutschland sollte den Sowjets die Industrieanlagen liefern, welche diese befähigt hätte, die Ölfelder von Baku selbstständig und ohne die Unterstützung der westlichen Firmen auszubeuten. Darüber hinaus war ein Netz von Benzin- und Öltanklagern und Tankstellen vorgesehen.

Im April überreichten die Siegermächte eine Protestnote, weil Deutschland „hinter dem Rücken“ der Reparationskommission verhandelt habe. Gut zwei Monate nach Rapallo wurde Walther Rathenau, der die Verträge ausgehandelt hatte, erschossen.

Die zwei Täter, angeblich Rechtsextremisten, überlebten nicht lange. Der eine wurde bei einem Schusswechsel während der Festnahme getötet, der andere verübte in Haft Selbstmord. Ach, wie bekannt die Geschichte klingt, selbst in 2016 gelingt einem Terroristen noch der Selbstmord in sächsischer Haft.

Das Tragische war, dass Rathenau gezwungen war, nach jeder Möglichkeit zu suchen, um Deutschlands Industrie und die Menschen trotz der horrenden Reparationsforderung über die Runden zu bringen. Musste er deswegen sterben? War es vielleicht nie gewollt, dass Deutschland seine Schulden abbezahlen konnte?

Es ist mittlerweile kaum mehr umstritten, dass die Reparationsforderungen an Deutschland nach dem 1. Weltkrieg nicht nur unmoralisch nach damaligem Standard waren, sondern dass sie auch unmöglich zu erfüllen waren.

Die “Sieben Schwestern”

Ende der 1920er Jahre begannen sich die amerikanischen und englischen Ölmultis (das sind auf britischer Seite auch die Royals und die Rothschilds) anzunähern. Am 17. September 1928 wurde ein Abkommen getroffen, welches die Grundlage für ein gewaltiges Kartell bildete, auch genannt die „Sieben Schwestern“. Ölriesen wie Rockefellers Standard Oil und British Petroleum einigten sich darauf, einen für alle verbindlichen Ölpreis festzulegen, die ständigen Preis- und Konkurrenzkämpfe einzustellen und sich den Kuchen gemeinsam zu teilen.

Zu diesem […] Kartell gehörten alle nennenswerten Gesellschaften im anglo-amerikanischen Einzugsgebiet wie Esso (Standard Oil of New Jersey), Mobil (Standard Oil of New York), Gulf Oil, Texaco, Chevron (Standard Oil of California), Royal Dutch Shell und British Petroleum. [Engdahl, S.116]

In einem privaten Vertrag, der aber rasch von den Regierungen bestätigt wurde, teilten die „Sieben Schwestern“ die Welt unter sich auf.

An anderer Stelle, wie z.B. in  Der „Ausbruch“ des 1. Weltkrieges, I.G. Farben und amerikanisches Establishment und anderen Artikeln, die man auf dieser Webseite finden kann, habe ich bereits berichtet, wie Rockefellers Standard Oil sich mit I.G. Farben verbrüderte, wie Hitler ohne die tatkräftige Unterstützung einflussreicher amerikanischer Kreise heute unbekannt wäre; oder wie die über die in Deutschland produzierten Panzer Henry Fords, die Lieferung von kriegswichtigen Stoffen für die Benzinherstellung über Standard Oil und die Arbeit der Zwangsarbeiter auch im Auftrag amerikanischer Aktionäre, wie all dies zu einer Verlängerung des Krieges führte und zur gleichzeitigen Bereicherung internationaler Aktionäre und Banken.

Nach dem Krieg waren all die Beauftragten der Banken und Wirtschaftskanzleien auf einmal Generale, welche Deutschland nicht anders als eine Kolonie führten und dafür sorgten, dass die Ausbeutung möglichst lange Bestand haben würde.

Der König ist tot! Es lebe der neue König!

Amerika ging aus dem zweiten Weltkrieg als unbestrittener Platzhirsch unter den Großmächten hervor, während England ausgerechnet mit seiner indischen Kolonie Probleme bekam. Im Februar 1946 meuterte die königlich-indische Flotte und bald darauf leitete Großbritannien endgültig den Rückzug aus seiner hergebrachten Kolonialpolitik ein, wohl deshalb, weil Kolonien im klassischen Modell eben auch kostspielig sind und Großbritannien nach diesem zweiten verheerenden Krieg pleite und in äußerst desolatem Zustand war. An diesem Beispiel sieht man gut, dass die Gewinne und Investitionen von Konzernen im Ausland in der Regel dem Heimatland nicht viel nutzen, sondern nur einer kleinen Gruppe von Industriellen, Kapitalgebern und Bankiers.

Während des Krieges hatte England und die USA ihre Geheimdienst- und Militärkommandos eng koordiniert und diese Zusammenarbeit würde auch in Zukunft beibehalten werden. Auf der wirtschaftlichen Seite gab es nicht erst seit der Gründung der „Sieben Schwestern“ beste Verbindungen, hinzu kamen Organisationen wie der Council on Foreign Relations (CFR), Schulen wie Yale, die nach englischem Vorbild Führungskräfte ausbildeten, und der Umstand, dass während des Krieges viele Wirtschaftsführer und Kanzleien in die Geheimdienstarbeit eingebunden waren, welche auch in Friedenszeiten weiter als “Assets” geführt wurden.

Kolonialismus V 2.0

Kolonien, die sich nicht selbst verwalten, sind für den Staat kostspielig. Diese Einsicht setzte sich in England schon in der Milner Gruppe durch. Wenn sich eine Kolonie jedoch selbst verwaltet, besteht die Gefahr, dass sie sich irgendwann einmal selbstständig macht und die Resourcen eines Landes für sich selbst ausbeuten will. Dem kann entgegengewirkt werden, indem auf die Regierungsform eines Landes eingewirkt wird und mißliebige Kandidaten sabotiert werden. Zuviel Demokratie war damals ganz offen nicht erwünscht, denn man konnte den rückständigen Leuten natürlich nicht zutrauen, eine richtige Demokratie nach westlichem Vorbild zu erschaffen. Also wurde diese Last von den Ländern genommen.

Wenn man die Regierung unter Kontrolle hat, spart man sich die Ausgaben für die Besetzung der Länder, eine einfache Rechnung. Und genau aus diesem Grund gibt es bis heute Diktatoren, autoritäre Regime und unterdrückerische Scheichs, welche das Wohlwollen der USA genießen, während andere, vergleichsweise harmlose Ganoven, die zufälligerweise auf Öl sitzen oder einer Transitlinie im Weg stehen, gnadenlos verfolgt werden. Von der ganzen Härte der westlichen Öl-Demokratie …

Als Churchill 1946 den „Kalten Krieg“ ausrief, verfolgte er damit die wohlkalkulierte Absicht, die USA an England zu binden. Ohne den großen Bruder wäre England nach dem Krieg möglicherweise ins weltpolitische Abseits geraten. Gleichzeitig kam der Kalte Krieg demjenigen Teil der Allianz zu Gute, welcher erkannt hatte, dass der Rubel, pardon der Dollar natürlich, nur fließt, wenn Krieg ist oder wenn Krieg droht. Amerika boomte nach dem Kriegsende, allerdings nicht lange.

Wirtschaftswunder und Kommunismus

Nach dem zweiten Weltkrieg werden von 1946 – 1950 14 Millionen Autos in den USA verkauft, auch in der BRD rollte nach kurzer Zeit der Käfer vom Band (die Industrieanlagen waren in einem erstaunlich guten Zustand, wie immer wieder erstaunt bemerkt wurde, nur die Zivilbevölkerung in den Städten hatte man ja im Krieg getroffen) und wurde wahrhaft zu einem Volkswagen. Dass die Industrieanlagen an Main, Ruhr und im Saarland so gut erhalten geblieben waren, war gewiss kein Zufall. Schließlich hatten die Aktienbesitzer von I.G. Farben Amerika großen politischen Einfluss und Strohmänner in Form von CFR Gefolgsleuten in der Regierung Roosevelts, welche sogar die kriegswichtigen Ziele mitbestimmen konnten.

Während in Deutschland nach dem Krieg offensichtlich eine ganz spezielle Art der Umerziehung stattfand, wurde eine nicht minder wirksame Indoktrinierung auch an der Heimatfront bei den Amerikanern wirksam, haben meine Untersuchungen ergeben. Spätestens nach dem 2. Weltkrieg, in Wirklichkeit aber wohl schon Jahrzehnte zuvor, wurden die Weichen gestellt, welche zur Ausbeutung des größten Teils des Planeten durch eine kleine elitäre Minderheit führten.

Umerziehung a´la NWO

Die Amerikaner und der Rest der westlichen Welt wurden nach dem 2. Weltkrieg voll und ganz auf das von sogenannten Wirtschaftsliberalen dirigierte Orchester und den Chor der von einer freien Wirtschaft singenden Gatekeeper unabhängiger Medien eingestimmt. Die während des Krieges zu einem gewaltigen Apparat aufgelaufene Verteidigungsindustrie, welche riesige Projekte, wie das Manhattan-Projekt im Geheimen durchgeführt hatte, war ohne neue Krise nicht überlebensfähig und einige Interessengruppen sahen im Kalten Krieg ein einträgliches Geschäft.

In einer Zeit von weniger Arbeitsplätzen und mehr Arbeitslosen hält sich keine normale Regierung über einen längeren Zeitraum, Krieg bedeutete aber Arbeitsplätze, das war das Kalkül, welches zögernden Politikern aufgetischt wurde. Zudem waren diese Arbeitsplätze in der “Verteidigungsindustrie” quasi staatlich abgesichert, solange ein Krieg oder Bedrohungen Ausgaben für die Verteidigung rechtfertigten. Das Modell Hitlerdeutschland hatte gezeigt, wie positiv sich eine enge Verzahnung von Politik und Industrie auf die Profite von Banken und Investoren auswirken kann.

In den Jahren 1936 bis 1941 war I.G. Farben für die amerikanischen Investoren eine wahre Goldgrube, die riesige Gewinne abwarf. Gerne wurden auch Zwangsarbeiter in den eroberten Gebieten im Osten für die Erwirtschaftung des Profits der Investoren herangezogen, z.B. in Oberschlesien, wo Harriman (s. a. Der Money-Trust) und Prescot Bush Anteile an Bergbaugesellschaften besaßen.

Die Gefahr des Kommunismus

Die hohe Kunst der vom Krieg profitierenden Wirtschaftselite war es fortan, die Leitmedien zu dominieren und mittels des Informationsmanagements die Art der ständig wachsenden Bedrohungen zu definieren und unters Volk zu bringen, um einen steigenden Verteidigungshaushalt zu rechtfertigen.

Der Kommunismus wurde tatsächlich von einigen Kreisen als reale Gefahr angesehen, aber nur, weil ein funktionierender Kommunismus das eigene florierende Geschäftsmodell bedroht hätte. Deswegen musste die Gefahr des Kommunismus und alle seine schlechten Seiten so schwarz wie möglich dargestellt werden. Auf der anderen Seite aber wurde über die übliche Gatekeeper-Methode kräftig Werbung betrieben für den wundervollen American Way of Life, in welchem jeder mit Fleiss und Ärmelhochkrempeln zum ersehnten Reichtum gelangen konnte (ausgenommen natürlich, Schwarze, Hispanos, Frauen, die dritte Welt, Arbeiter, und überhaupt, was natürlich so nicht gesagt wurde).

Und so wurde die Konsumgesellschaft zum besten Freund des militärisch-industriellen Komplexes.

Wirtschaftsliberalismus

Die 1992 von Citi-Banker Walter Wriston prophezeite „Marktdemokratie“ triumphierte.

Was geschah am Ende des 20. Jahrhunderts, war etwas das noch nie zuvor versucht worden war. Die Idee der Demokratie war vereinnahmt worden von einem vereinfachten, ökonomischen Bild des Menschen. Und in diesem Prozess wurde Freiheit neu definiert, als nichts weiter als die Fähigkeit von Individuen sich alles zu holen was immer sie wollten.“ [12]

Die freie Marktwirtschaft und der Giermensch als natürliche Form des Homo Superior wurden zu höchsten Prinzipien der westlichen Gesellschaft und des Staates erhoben. Wobei “freie” Marktwirtschaft bedeutete, dass westliche, mit den USA befreundete, Unternehmer und Banken jeder Zeit und überall ihren Geschäfte nachgehen können sollten, unbehelligt von nationalen und wirtschaftlichen Interessen der anderen Länder. Die Werte “Demokratie” und “Freiheit” wurden zwar lautstark bei jeder Gelegenheit erwähnt, aber in Wirklichkeit waren doch die Prinzipien des “freien” Marktes vorrangig und nicht etwa der Friede und das Wohlbefinden aller Menschen. Die Regeln des freien Marktes galten jedoch nur einseitig.

Erdreistete sich eine Regierung einer rohstoffreichen oder irgendeiner anderen Region in der westlichen Hemisphäre eigene, nationale Richtlinien aufzustellen, welche womöglich zu mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung des Reichtums führen und womöglich als Gegenmodell zu einer entfesselten Militärwirtschaft dienen könnte, wurde umgehend die Gefahr des Kommunismus beschworen, gefolgt vom Sturz der unbotmäßgen Regierung durch die vereinten Anstrengungen amerikanischer und englischer Geheimdienste, um das Land anschließend bei der Findung einer marktkonformen Demokratie tatkräftig zu unterstützen.

Demokratie ? – nur wenn´s grad passt

Im Grunde genommen war der Teil mit der Demokratie und dem Volk nicht so wichtig. Wichtig war eher der Teil, welcher den amerikanischen/westlichen Wirtschaftskapitalismus unterstützte, sodass Diktatoren jeder Sorte von den USA und Verbündeten unterstützt, geduldet oder an die Macht gebracht wurden, ohne dass der Punkt mit der Demokratie besonders hervorgehoben wurde. Dies geschah nur, wenn eine Regierung auf eigenwillige Gedanken kam und etwa die Erlöse aus dem Ölgeschäft verstaatlichen wollten oder sich mit dem Gedanken an eine staatliche Bank trug.

Denken wir an die demokratisch gewählte Regierung im Iran in den 1950er Jahren, welche das Mandat hatte, die Ölproduktion unter staatliche Kontrolle zu bringen, dann sehen wir die „Sieben Schwestern“ quicklebendig in Aktion. Denn es waren die Briten und BP, welche in Bedrängnis geraten waren. Über die Dullesbrüder, von denen der eine als Wirtschaftsberater für BP tätig war und der andere Chef des amerikanischen Geheimdienstes (und ehemals Wirtschaftsberater) wurde das Problem bereinigt. Die CIA gab kürzlich zu, dass sie für den Sturz von Mossadeq verantwortlich war. Vielseitig wie die Brüder waren, setzten sie sich auch für allerlei andere wirtschaftliche und politische Interessengruppen ein. Und wenn man einmal die Liste aufmacht, in welchen Ländern amerikanische oder britische Geheimdienste Umstürze demokratisch legitimierter Regierungen oder die Unterstützung von Diktatoren bewirkt haben, so kommt man zu keinem Ende. Afghanistan, Algerien, Brasilien, Chile, Dominikanische Republik, Ecuador … Irak, Iran, Italien, Nicaragua, Philippinen, Südafrika usw.

Demokratie schon irgendwie, aber keinesfalls zu viel davon. Und das galt auch für die vom amerikanischen Traum benebelte Masse, die gar nicht merkte, wie nicht nur ferne Länder und Regierungen von ihrer eigenen Regierung bekriegt, ausgeraubt, manipuliert und unterdrückt wurden, sondern dass auch das eigene Land Opfer einer Kaste wirtschaftsliberaler Blutsauger geworden war, die jede Regierung durchsetzten und fast jeden kaufen konnten. Und die überdies auch noch die Presse besaßen.

Amerikas Infrastruktur verfiel in den 60 er Jahren, Investitionen blieben aus, Arbeitsplätze wurden in Billiglohnländer (z.B. in Europa) ausgelagert. Die Kehrseite des amerikanischen Traumes sah eine wachsende Kinderarmut und sogar Geringverdiener, die im reichsten Land der Welt Hunger leiden mussten. Nicht viel besser sah es zu Beginn der 70er Jahre in England aus, trotz Einnahmen durch heimische Ölquellen. Blind träumte die Welt den amerikanischen Liberalismus und jeder hoffte, dass es nicht ihn erwischen, dass nicht er der nächste sei, welchen der Fußtritt der Wirtschaftskapitäne erwischte.

Der Bedarf an Erdöl stieg drastisch an, und konnte bald nicht mehr aus heimischer Förderung gestillt werden. Daniele Ganser nennt die Zahlen. Im 1. Weltkrieg wurde noch 1 Millionen Barrel Erdöl verbraucht, 1945 waren es 6 Millionen und Stand 2015 wären es 88 Millionen Fass Erdöl, wiederum pro Tag.

Amerika wurde abhängig von Importen und hatte seine Vasallenstaaten noch nicht richtig im Griff. Anstatt in die heimische Wirtschaft zu investieren, wurde die Wirtschaft wie üblich ausgesaugt. Amerikas Infrastruktur verfiel, der Masse wurde ein American Way of Life in die Augen gestreut. Bald war klar – ein Krieg würde helfen, die Massen ablenken und geschäftsfördernd war er auch; das war zunächst in Korea. Der Krieg in Korea war es auch, der Deutschlands Wirtschaftswunder Beine machte.

Deutscher Stahl war wieder gefragt. Das amerikanische Geld floss nach dem Krieg Richtung Europa, allerdings hatte das weniger etwas mit dem Marshall Plan zu tun, als mit den Vermögen, die man mit günstigen Investitionen machen konnte beim Wiederaufbau. Billige, willige Facharbeitskräfte gab es in Deutschland zu Hauf, Gewerkschaften waren ja zu Beginn der Besatzung nicht vorgesehen.

Deutschland war nach dem Krieg ein Billiglohnland mit bestens ausgebildeten Fachkräften. Was wollte man mehr?

Das Feindbildmanagement

Ende der 1960er Jahre formte sich die OPEC, in der sich die größten Erdöl fördernden Staaten zusammengeschlossen hatten. Schon einige Jahre darauf, 1973, brachte das Ölembargo der OPEC endgültig massive Probleme für die amerikanische, westliche Wirtschaft, jedoch nur für Staaten und Privathaushalte. Hatte man Aktien an Ölgesellschaften freute man sich natürlich über den Preissprung beim Rohöl, den die von Henry Kissinger (CFR, Trilaterale Kommission, Bilderberger) herbeigeführte “Ölkrise” auslöste.

Saddam Husseins Einmarsch in Kuweit ein paar Jahre später kam da gerade recht für die gut eingespielte Praxis der ‘Intervention’, doch die entsprechende ‘Sicherheits-Doktrin’ wurde schon unter Reagan ausgegeben. Die Interpretation der “nationalen” Interessen der USA wurde immer weitläufiger gesponnen. Nicht erst seit Sadam Husseins unvorsichtiger Annektion Kuweits, bei der Sadam nur imitiert hatte, was die USA kurz zuvor in Panama demonstriert hatten, nutzten die USA jeden auch noch so konstruierten Anlass,  um ihre vitalen Interessen weit weg von zu Hause in fremden Ländern zu verteidigen.

Bahn frei für die Liberalen

Als die Sowjet-Union fiel, glich dies einem Startschuss, welcher alle Neo-Kolonisatoren in der US-Administration elektrisierte. Von nun an hatte die einzige verbliebene Supermacht freie Hand, um Länder zu befreien, freie Wahlen bevorzugter Präsidenten zu veranstalten, und vor allem freie Marktwirtschaft zu exportieren und Zugang zu freien Rohstoffen für (freie) westliche Investoren zu sichern. Das nahezu 80 Jahre zuvor von den Briten besetzte Kuweit wurde durch die Nachfolger (Amerika/USA) des alten Empires (England) von Sadam „befreit“, den man doch noch ein paar Jahre zuvor mit Giftgas zur Vernichtung der undankbaren Iraner, Panzern und anderem Kriegsgerät, welches in Kuweit zum Einsatz kam und freundlichem Schulterklopfen belohnt hatte. Im neuen Zeitalter befreien die USA andere Länder vom Öl und bringen Freiheit für ihre Kaufleute und Waffenhändler in alle Welt, ganz genau so wie es England im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert getan hatte.

Nicht zufällig wurde ein Kampf der Kulturen, also zwischen islamischer Gesellschaft und dem angeblich christlichen Modell, erfunden, denn: Es gibt jede Menge islamische Länder mit Erdöl, die allesamt im Mittleren Osten beheimatet sind. Wenn eines dieser Länder in Zukunft auch nur daran denkt, die USA beim Geschäft mit dem Öl auszubooten – zack, wird die Terroristenkarte gezückt werden, wetten? Dieser Sachverhalt ist garantiert allen Ländern, die Öl besitzen bewusst.

Das Geschäft mit der Energie

Wenn sich staatliche Interessen mit denen von Privatleuten decken, gilt es aufzumerken. Wenn dieser Staat zudem noch eine Weltmacht ist, gilt dies doppelt. Doch der Punkt, den ich an dieser Stelle setzen möchte, ist ein anderer.

Nachdem ich nun länger als erhofft lang und breit über die Geschichte des Öls referiert habe, komme ich mir vor wie ein Taschentrick-Künstler, wenn ich Ihnen nun berichte, dass der eigentliche Skandal meiner Meinung gar nicht in der Verflechtung von Banken, Militärs, Politikern und zur Verteidigung allzeit bereiten „Investoren“ liegt, ein Umstand, der natürlich für sich genommen verwerflich genug ist, sondern sich um die Ignorierung einer kleinen Grundsatzfrage dreht, welche völlig unter den vielen Toten der ständigen Kriege, im andauernden Säbelgerassel untergeht und den Wirtschaftsinteressen zum Opfer fällt.

Angenommen, es findet sich ein Rohstoff in einem Land. Ein Rohstoff, der nicht von einer Person allein ausgebeutet werden kann – gehört dieser Rohstoff dann nicht allen Menschen in diesem Land? Wenn Reichtum mit diesem Rohstoff erwirtschaftet wird – gehört dieser Reichtum dann nicht allen Menschen in diesem Land?

Diese Fragen werden fast nie gestellt, denn die Komplexität des Herstellungsprozesses z. B. von Benzin, aber auch der Stromerzeugung, lässt eine Nutzung in einer kleinen Kooperation gar nicht zu.

Länder werden heutzutage nur noch selten direkt überfallen und ausgebeutet, wie zu Kolonialzeiten, sondern über IWF, Weltbank, Sanktionen oder Terrorismus auf Linie getrimmt und zur Marktkonformität geführt, sodass schließlich die Investoren willkommen geheißen werden, welche das Land und seine Rohstoffe ausbeuten können.

Dieser Mechanismus ist nur möglich, weil Energieerzeugung durch die private Hand in nennenswertem Umfang derzeit anscheinend nicht praktikabel ist und keine Aussicht auf Erfolg hat. Genau deshalb habe ich begonnen, die Problematik der freien Energie zu untersuchen.

Freie Energie – verboten und privat

Die Nutzung der Wasserkraft ist Privatleuten in Deutschland z.B. verboten. Stellen Sie mal ein Wasserrad in einen Bach, produzieren ein bisschen Strom für sich selbst und schauen Sie zu, was dann passiert. Es ist nicht erlaubt. Man könnte nun sagen: Klar, das ist vernünftig, dass nicht jeder sein Wasserrad in den Fluss stellen kann, wie sähe das denn aus. Gut.

Nun kommt der Umkehrschluss: Wenn der Staat jemandem die Berechtigung dazu erteilt ein Kraftwerk in den Fluss zu stellen, um Strom zu erzeugen, dann geschieht dies vorgeblich im Namen des Volkes, also auch zum größeren Nutzen des Volkes. Weshalb sollte der Betreiber eines Wasserkraftwerkes die erzeugte Energie verkaufen dürfen, als wäre es sein Privateigentum?

Für die Aufstellung eines Windrades benötigen Sie eine Genehmigung. Der Strom, der aus der Wärmeenergie der Sonne gewonnen wird, fließt ins Netz und muss (vom Rest) bezahlt werden, während die Betreiber und Aktionäre von Energiekonzernen die Gewinne einstreichen. Bei der Windkraft ist es ebenso. Bezahlen dürfen wir nun auch noch für CO², also quasi für Luft. Den über Jahrtausende strahlenden Müll von Atomkraftwerken dürfen unsere Nachfahren zahlen, Patente auf Naturheilmittel und Pflanzen …

Die eigentliche Frage ist ganz einfach: Wem gehören die Ressourcen eines Landes, der Welt, des Universums?

PRIVAT-Kapitalismus

Fraglich ist weiterhin, wie z.B. ein Ölkonzern, der 7 Milliarden Dollar Gewinn macht wie BP – und das nicht etwa pro Jahr, sondern pro Quartal (!) -, aber auch die anderen umsatzstarken Energieversorger reagieren würden, wenn jemand daher käme und behauptete, sie oder er hätte da ein Gerät, das mit ein paar Drähten, mehreren Magneten und einer Rolle Haushaltsgarn Strom für einige Lampen besorgen könnte, während man mit mehreren dieser Geräte auch einen Elektromotor betreiben könnte – ich frage mich:

Würden die Manager von Shell, BP, Enron, und wie sie alle heißen, Besitzer von Erdölfeldern sowie Aktieninhaber von Energieunternehmen und Rüstungsbetrieben wie Rothschild, die britischen Royals, Blackstone, etc., dem Erfinder auf die Schulter klopfen und ihn loben oder … ? Nun, Sie wissen schon worauf ich hinaus will.

Im Sinne des Bürgers, sollte man meinen, gehört die komplette Energieversorgung in die Hände des Staates, der dafür zu sorgen hat, dass die Leistung auf Selbstkostenniveau an die Bevölkerung weitergereicht werden. Alles andere ist gegen die Interessen der Bürger.

Tabu

Ich weiß. Das ist ein unangenehmes Thema. Wir reden hier schließlich nicht über irgend ein belangloses Thema, sondern über PRIVAT- Eigentum und STAATS-Eigentum. Und das ist als Gesprächsthema quasi tabu. Auch über den Staat, und über die Gemeinschaft und über die Prinzipien, welche einen Staat oder eine Gemeinschaft regieren sollten, möchte man nicht reden, es könnte gefährlich sein, wenn man nicht auf Linie ist. Sind wir schon so weit gekommen?

Die Geschichte des Erdöls und der Kampf um die Absicherung der Erdölförderstätten und -lager, die seit den 70er Jahren eine Neuauflage erfährt, ist natürlich die Geschichte von Imperien. Eines der ungenannten menschlichen Naturgesetze der Welt scheint es zu sein, dass Personen, welche in den innersten Bannkreis des gerade vorherrschenden Imperiums geraten, unweigerlich ihr Selbst ändern, sich eine strategisch-imperiale Kappe über ihren Kopf und ihr Herz ziehen und sodann im Sinne der von den Eliten generierten Matrix losregieren, was das Zeug hält.

Dieses ungenannte Naturgesetz sorgt auch dafür, dass sich die Gesellschaft in einer Art Trance bewegt, und die Sogwirkung der Matrix Imperialis auf ihre Führungskräfte nicht erkennt.

Imperiale Matrix

Bevor Sie vermuten, dass ich nun endgültig abschweife, möchte ich Ihnen folgende Frage stellen: Glauben Sie wirklich, dass normale, von der Macht (und der Matrix) korrumpierte Menschen, welche Kriege anzetteln und Millionen Menschen aufgrund strategischer Überlegungen, frommen Geredes und blanker Geldgier in einem Krieg vernichten, davor zurückschrecken würden, eine womöglich revolutionäre Erfindung in Sachen Energie, welche die herkömmliche Ordnung von einem Tag auf den anderen vernichten würde, mit allen vorstellbaren Mitteln unterhalb eines Atomkrieges zu unterdrücken?

Doch solch drastischen Mittel sind nur selten nötig. Die imperiale Matrix lässt die nicht denkende Masse mittels Psycho-Tricks für sich arbeiten. Wer mit Konsumieren beschäftigt ist, denkt nicht. Individuen bar jeder Empathie nutzen dieses Mechanismus zum eigenen Vorteil. Wussten Sie, dass nur etwa die Hälfte der ca. 5% Psychopathen in einer Gesellschaft entdeckt wird? Die andere treibt unerkannt als Chef oder Politiker ihr Unwesen.

Häufig wehrt sich die imperiale Matrix mit recht einfachen Mitteln. Da wird man mit unkonventionellen Ideen (was so viel heißt wie von außerhalb der Matrix kommend), schnell ungläubig verlacht, belächelt und verspottet, und wenn das nicht hilft, dann wird mit Ruf- bis Selbstmord nachgeholfen. Allenfalls einige sagenhafte Griechen durften womöglich noch frei denken, danach wurde es schwieriger für Genies und Geistesgrößen.

Als Tesla in New York bei Edison vorsprach, und dadurch in den Dunstkreis J.P. Morgans geriet, prallte Imperium auf Genie. Ein Genie, das der Menschheit wahrscheinlich unendlich viel mehr hätte geben können, als es ohnehin schon der Fall ist. Tesla ist heute vielen Menschen nicht mehr bekannt, dafür kennt jeder Edison. Edison wurde von J.P. Morgan unterstützt, Tesla fallen gelassen. Über beide wird noch berichtet werden.

Was hat das Öl mit der freien Energie zu tun?

Ich habe meine Artikelserie über freie Energie mit einem Rückblick beginnen lassen, in dem es um Öl ging und mit (beinahe) keinem Wort um freie Energie. Ich hielt dies für eine notwendige Voraussetzung, um später jenem Argument zu begegnen, welches da lautet: Wenn es freie Energie geben würde, dann hätten wir sie schon, oder so ähnlich. Befürworter dieses Argumentes vergessen dabei sich die imperial-liberale Kappe aufzuziehen und sich zu vergegenwärtigen, welche mächtigen Interessen auf dem Spiel stehen.

In diesem Teil haben wir gesehen, wie das schwarze Gold zum Fluch und Segen des 20. Jahrhunderts geriet, in einem anderen Teil wird berichtet werden, wie knapp die allgemeine Motorisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Elektromotor vorbeigeschrammt ist und was man eigentlich mit der Elektrizität machte, nachdem sie gefunden worden war, vorausgesetzt, die Experimentatoren überlebten lange genug, um über ihre Erkenntnisse zu berichten.

Wäre das Petroleum auch nur 30 Jahre später erfunden worden, hätte die Sache völlig anders ausgehen können. In einem weiteren Teil wenden wir dann endlich unsere Aufmerksamkeit den Erfindungen und Erfindern zu, welche mit der sogenannten “Freien Energie” zu tun haben, und versuchen über Theorien Aufschluss zu gewinnen, die erklären könnten, warum ein Overunity-Konverter vielleicht doch möglich ist, ohne diverse, als ehern geltende Naturgesetze zu verletzen.

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Quellen:

F. William Engdahl
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Noam Chomsky begründet in seinem unerhört aktuellen Hauptwerk seine These, dass es den Vereinigten Staaten keineswegs um eine Verteidigung des eigenen Landes geht, sondern einzig und allein um die Ausweitung und endgültige Sicherung der weltweiten militärischen und wirtschaftlichen US-Vorherrschaft.